14.12.2024
M-BK
SG Hegensberg-Liebersbronn 3 - HSG 2
Zahllose Beispiele kennt der verehrte Lesende aus den Medien von Facebook-Partys, die aus dem Ruder liefen. Aber keine war wie die Party im Hause der wohlhabenden SG HeLi 3, die sich stolz als finanzielle Elite der Esslinger Region bezeichnen darf. Oben am Berg. Null Arbeiterschicht, nur zahlungskräftiger Rückhalt. Oben an der Römerstraße findet man eine riiiiiiiiiiiiiiesige Kampfarena bzw. eine Halle mit einer Art Inifinity Pool und Blick über die Ersatz-Stuttgarter Region unter sich. Wenn da die Ebersbacher Klientel aufschlägt, dann fühlt man sich immer in einer gewissen Weise unwohl. Irgendwie unterlegen. Und wenn dann vor dem Spiel gar nicht in Gänze Klarheit herrscht, wer ein schwarzes HSG-Trikot überstreift, dann darf man natürlich davon ausgehen, dass man kurz vor Weihnachten noch eine richtige Packung eingeschenkt bekommt. Elite gegen „die da unten“ quasi.
„Als Lehrer sage ich euch, dass man auch an die finanziell Unterlegenen denken muss“, tönte Mauch beim Anspiel. Und deswegen waren es auch seine beiden Unterschichten-Heber zum 0:2 aus Eliten-Sicht, die nach 90 Sekunden andeuteten, wohin die Reise der Underdogs aus Ebersbach gehen sollte an diesem Abend.
Natürlich zückten die „Weißen“ vom Berg ihre Tore-Vouchers und schlugen finanzkräftig zurück. Bling-Bling funkelten die Harzball-Wetten, welche um Griffiths Ohren platziert wurden. Fünf Minuten waren gespielt, da führte der Favorit aus dem heimischen Pool zum ersten Mal selbst mit 3:2, auch weil die HSG ihre Wetten vorne schon hier das ein oder andere Mal ungünstig in Bezug auf den gegnerischen Tresor-Keeper platzierte. Das musste man schon hier konsterniert feststellen - der Gegner hatte seinen Tresor mit ordentlich Man-Power abgesichert. Reimann knobelte mit seinem Diebeswerkzeug akribisch auf der rechten Angriffsseite an des Gegners Tresor-Kombination, aber Panzerschrank-Wächter Nico Pfisterer der Gäste bewachte äußerst sorgsam die Reichtümer der Hausherren. Becher stocherte aber trotz zwischenzeitlicher Zeitstrafe mit seinen Dietrichen am 3:3 und 5:5 (15. Minute). Schnellfüßig wie ein Fluchtwagenfahrer besorgte By Chan das 6:6 und nach 16 Minuten wurde für alle Teilnehmenden das erste Mal gewahr, dass diese Hausparty im Pool der Elite vielleicht mehr werden könnte, als das schnelle Scheitern an deren Tresor. „Now shake that thing and lemme see what u got,“ tönte es gegen Riegl beim Strafwurf. Sichtlich verängstigt von der prunkvollen Einrichtung des HeLi-Anwesens setzte der HSG-Hüne daraufhin den Strafwurf in das Gemüsebeet des Rivalen. Aber auch aus dem gebundenen Spiel blieb Ebersbach beeindruckt und scheiterte selbst aus aussichtsreicher Position viermal in Folge, sodass die HeLi-Elite nach 23. Minuten zum ersten Mal mit vier Travellerschecks beim 12:8 in Vorzahlung gehen konnte. Ganz ehrlich, an dieser Stelle nahm die Hausparty ihren gewohnten und erwarteten Verlauf.
Aber während die Hausherren in ihrem Wolkenschloss im ersten Stock schmusend völlig vergaßen, dass es bei einer Hausparty auch in den Nebenzimmern im Erdgeschoss hoch hergehen kann, präsentierte sich so langsam ein für HeLi ungebetener Gast in dem wichtigsten Zimmer einer Party - der Küche. Griffith aus dem HSG-Lager feierte die Party seines Lebens und schaltete sich hier schon immer wieder mit seinen Paraden in die Geschehnisse ein. Im Angriff war es nun Nachwuchs Stahl, der immer wieder mit richtigen Ideen die HSG-Entscheidungen zu Torerfolgen führte, während By Chan auf RM seine Nebenleute zu effektiven Spielzügen steuerte. Insgesamt trug dies dazu bei, dass sich die HSG im Spiel halten konnte. Die Esslinger Hausherren waren in dieser Phase besser und beschwerten sich nicht zu Unrecht über das unerzogene Verhalten der Gäste der HSG. Aber ganz ehrlich, bei Hauspartys gelten andere Gesetze. So zögerte Rohse nicht lange, als er die Harzkugel zum Anschlusstreffer verwertete. Gleichwohl musste die HSG mit einer 13:11-Hypothek in die Pause.
„Jungs, bei dieser Party ist unser Ziel das Streben nach Glück!“, verlautbarte Riegl in der Kabine. „Heads will roll! Die HeLi-Elite ist für uns nichts weiter als despicable dogs.“
Natürlich kann man sich für eine Hausparty vornehmen, sich mal so richtig gehen zu lassen. Aber manchmal benötigt man dafür erst einen richtigen Aufhänger, denn besser aus der Pause kam das Heimteam. Mit weiteren Fehlwürfen luden die Gäste der HSG die Spielgemeinschaft aus Hegensberg und Liebersbronn förmlich zu einfachen Toren ein. Nach 36. Minuten lag man so erneut vier Tore hinten (16:12).
Auch wenn zwei Becher-Treffer und ein Riegl-Schmalzgebäck vom Punkt die HSG weiter im Spiel hielt, es schien, als behielten die Hausherren tatsächlich auch die Oberhand. Gerade war die 44. Minute angebrochen, da bogen die Hausherren beim 20:16 (43. Minute) schon gefühlt auf die Siegesstraße ein. „Ja Leute, ihr könnt gehen, wir schließen die Party jetzt, morgen müssen eh alle früh raus...“, tönte es von der HeLi-Bank. „Sorry, ich habe aber noch ein Salami-Baguette im Ofen?!“, erwiderte Rohse im 20:17-Gegenzug. Und dann folgte die vermutlich Party-entscheidende Szene im Römerstein-Infinity-Pool. Freistehend zimmerte HeLis-RL mit voller Power eine Harzkugel an Griffiths Schädel. Benommen, als hätte er die WM im Trichtersaufen gewonnen, blieb der HSG-Keeper unendliche Minuten liegen. Ohne Auswechselmöglichkeit blieb dem Gästeteam aber keine Wahl, Griffith musste weiterspielen.
Sein rechtes Auge schwoll zu! Als wäre er Karl Dall, machte er sich auf, die Hausparty von nun an mit nur einem Auge ganz anders zu begutachten...
Junge und wie der auf einmal abging! Brutal reihte er Parade an Parade. Ohne Zweifel war es Griffith, der nun den Sieg der HSG besorgte. Die letzten 15 Minuten der Partie konnte er nur noch läppische drei Male überwunden werden. Richtige Pool-Arschbombe vom Dach, was der Teufelskerl mit nur einem Auge dann auf die Platte zauberte!
Ungewohnt geduldig agierten die HSG-Besucher auf der HeLi-Hausparty dann. Da wurde nicht unbedarft abgeschlossen, dafür wäre Hegensbergs Tresorwärter auch zu gewissenhaft gewesen.
Nach zwei weiteren Fahrkarten war es By Chan, welcher zehn Minuten vor Ende zum 20:20 dribbelte. Eigentlich unwirklich, dass die vom Papier her unterlegenen HSG-Party-Gäste hier noch zum Ausgleich kamen. Feststellen muss man aber, dass die HSG-Defensive fortan im Verbund dichter arbeitete und dem Gegner immer wieder undankbarere Wurfsituationen aufbürdete. Als Rohse von LA darauffolgend den nächsten Ball zur ersten Führung seit der zweiten Minuten zubereitete, war noch keinem so richtig klar, welchen Weg die Hausparty würde einschlagen können. Unstimmigkeiten hüben wir drüben!
Weil HeLi sich jedoch tiefer als die HSG in internem Zwist verstrickte, gelang erneut Rohse und auch endlich Martin die Zwei-Tore-Führung knapp fünf Minuten vor dem Ende.
Die Hausherren-Elite wurden zur Auszeit gezwungen. Ein aus HeLi-Sicht 21:23-Rückstand kurz vor Ende war undenkbar unwirklich. Natürlich waren die Eltern (etatmäßige RL und RR von HeLi) nicht da. Und ja, die Party schien für die Hausherren aus dem Ruder zu laufen. Aber dass die unterlegenen Partygäste aus Ebersbach wagen würden, ihren Benz direkt im Hegensberg-Pool zu parken, hatte sich niemand in den kühnsten Träumen vorstellen können. Aber da war Griffith. Juuuuuuuuunge, wie der den nächsten Wurf von Außen parierte!
Mauch sendete im Gegenzug den nächsten Heber in den HeLi-Backofen und servierte seinem Team damit die fast schon verbrannten Salami-Baguettes von Rohse. Das schmeckte der HSG wie sonst nur ein Döner nach einer Party gegen halb fünf morgens.
Weil Martin dann aber nur (?) 8 % Ball und 92 % des Gesichts von HeLis Kreisläufer traf, durfte sich die HeLi-Hausherren-Security-Linie drei Minuten vor dem Ende vor der HSG-Abwehr in Überzahl positionieren. Zu diesem Zeitpunkt schrie HeLi schon lange nach einem alles überblickenden Verkehrshubschrauber über dem Gelände der Hausparty. Griffith vesperte jedoch das nächste verbrannte Pilze-Baguette von Hegensbergs LA und die HSG-Party-Division schritt ihrem Alter entsprechend mit Ballbesitz in Zeitlupe gen gegnerischer Freiwurflinie. „Hier, hier geschiehts!“, grölte Mauch, als er in Unterzahl den nächsten knusprigen Heber über den Scheitel der Gäste schnabulierte. 90 Sekunden vor Abpfiff sonnten so die HSG-Party-Gäste beim 22:25 in Esslingens Höhenfreibad ihre Plauze. Weil Conrad seine Kinderstube aber 40 Sekunden vor Schluss zu vergessen schien und sein Team damit nicht nur mit einer Strafzeit schwächte, sondern auch nochmals Griffith unfreiwillig in den Mittelpunkt rückte, schien die Messe noch nicht gelesen zu sein. Griffith, das zu diesem Zeitpunkt „einäugige Schlitzauge“, parierte aber auch diesen Strafwurf, auch wenn der Abpraller direkt bei HeLis Maxi Baun landete, welcher sich nicht zweimal bitten ließ.
Mit einer nun offenen Abwehr-Formation des Heimteams ähnelte die Partie die letzten Sekunden eher einem „Wer knuddelt die heiße Kartoffel am meisten“-Spiel als einer Hausparty. Conrad erspähte den völlig freien Youngster Stahl auf der rechten Außenbahn und bediente diesen mustergültig, aber die Sicherheit einer zum Sieg führenden Auszeit erschien der HSG gewichtiger. So entschied man sich für Verschnaufpause anstatt Torjubel.
Nach Wiederanpfiff startete Riegl mit dem 26. Treffer jedoch eine Hausparty, die man am Morgen des 14. Dezember noch nicht für möglich gehalten hätte! HeLis Feuerwehr musste ausrücken, um den darauffolgenden Brand der HSG im Zaun zu halten. Die Gäste aus Ebersbach tanzten auf einer Hausparty, auf der im Vorfeld niemand auch nur einen Funken gesetzt hätte.
Ready to start the next Episode!
Project HSG:
Griffith (Matchwinner!);
Riegl (3/2), Reinmann (1), By Chan (3), Martin (1), Rohse (4), Becher (4), Conrad (2), Stahl (1 + ein Tor, dass aufgrund schlechter Auszeit aberkannt werden musste), Mauch (7).