... richtig!
Hinten!
Und deswegen gewann die Zweite nach langer Zeit ohne Handball auch völlig verdient gegen die „OisBee“ der HSG Ermstal. Die Zuschauer durften dabei eine über 60 Minuten spannende Partie auf gutem Niveau begutachten, bei der die Mannschaft mit dem längeren (und vielleicht auch besseren?) Atem beide Punkte behalten durfte.
Gerade weil man die Konterstärke der Gäste aus Urach vom Hinspiel noch gut in Erinnerung hatte, wollte man heuer taktischer agieren. Doch weil bei der HSG einfach „normal“ nicht geht, musste man bereits im Vorfeld ein Auf und Ab verdauen. Mit Reimann auf LA und Weissinger im Tor konnte man zwar zwei neue Kräfte akquirieren, aber der schnelle Jona „Flash“ Seipel fiel gut 30h vor Anpfiff doch noch aus. Da kommt man in die Kabine und weiß beim Warmlaufen quasi nicht, wer sich neben einem befinden wird...
Vielleicht gelang es den Gästen deswegen, die ersten beiden Tore der Partie zu erzielen. Dass es dann gerade der stärkste Angreifer aus Urach, Manuel Krohmer (insgesamt 9 Treffer), war, der sich dafür verantwortlich zeigte, war wenig verwunderlich. Aber Ebersbachs rechte Angriffsseite nutzte ihre Routine aus und so wurde erst Becher zum 1:2 bedient und kurz darauf schnabbulierte Mauch einen Abpraller zum 2:2, nachdem Rohse im Konter noch unglücklich scheiterte. Zwischendurch bewies Griffith im Tor, dass er in den letzten Wochen einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hatte und brachte das ein oder andere Mal seine Finger an die Würfe der Gäste.
Es gibt Spiele, die werden vom Angriff dominiert, es gibt aber auch Spiele, bei denen die defensiven Reihen hervortreten. Nach elf Minuten, Becher hatte gerade mit seinem dritten Treffer das 4:4 herbeigeführt, zückte Gästecoach Fritz schon die Auszeitkarte. Zunächst blieb es jedoch eng, weil Reck auf RA nach abgeblockten Hummel-Wurf den Ball punktgenau zum 5:5 platzierte. Da sich insgesamt beide Mannschaften nach der soeben erwähnten Sache defensiv bravourös, im Angriff jedoch eher mau anstellten, war hüben wie drüben klar, worauf der Fokus gelegt werden sollte.
Minimale Vorteile erarbeiteten sich aber eher die Gäste in Folgezeit, weil überraschend die heimische Zweite mehr Probleme mit dem harzfreien Ball zeigte als die Gäste. Eine Passungenauigkeit hier, ein Fangfehler da und schon lag man in der 15. Minute 5:7 hinten. Dieser Zwei-Tore-Rückstand hatte zunächst bestand. Die HSG wollte viel in dieser Partie und als Becher beim vereitelten Torwurf nach feinem Zuspiel von Hummel (7:9, 21. Minute) nur ein Freiwurf anstatt eines Strafwurfes zugesprochen wurde, kochten die Emotionen hoch. Dass wir uns hier nicht falsch verstehen, Schiedsrichter Lars Obrock aus Esslingen hatte die Partie mit Engelsgeduld jederzeit im Griff und dass er die kompletten 60 Minuten ohne eine einzige Zeitstrafe auskam, spricht für seine umsichtige Spielleitung – aber klar, man will immer mehr, als man bekommt... Hummel, Riegl (mit seiner zweiten Strafwurf-Kanone) und Martin hielten währenddessen die HSG gleichwohl bis zur Pause beim 10:12 im Spiel. Dazwischen war immer wieder Griffith mit seinen Reflexen zur Stelle, Prädikat: Fabulös. Es war hiernach in der Tat eine Partie, die man ob ihres Verlaufs gut ansehen konnte, gleichwohl galt es für die Filsbuben, zwei Treffer aufzuholen.
„Coach Karpi, gut, hol` mer uff!“, skandierten Riegl, Thierwald und Reck in der Kabine. Und ebenjene (2x Reck, 2x Thierwald, 2x Riegl vom Punkt) forcierten die erste HSG-Führung zum 16:15 in der 38. Minute. Trotz des mittlerweile erfahrenen Marko Weissinger im HSG-Kasten rissen die Uracher binnen 20 Sekunden die Führung jedoch wieder an sich. Youngster Hummel blieb beim 17:17 aber cool und auch wenn Bechers Wurf zuerst noch stark von Ermstals Keeper Maurer pariert werden konnte, war das 19:19 drei Minuten später erneut Hummels Durch-die-Abwehr-Spazieren-Einzelleistung zu verdanken. „Jungs, ab jetzt sind wir besser. Und die Zeit läuft für uns!“, schrie Coach Karpischek von der Bank. Vielleicht nahm deswegen Mauchs Heber zum 20:19 locker fünf Sekunden von der Uhr. Weil Urachs Angriffsbemühungen auch aufgrund deren dünnen Personaldecke so langsam zum Erliegen kamen, war das 20:20 in der 46. Minute der letzte Ausgleich, den man hinnehmen musste. Becher in seiner unnachahmlichen Art organisierte das 21:20 (47. Minute.) und dann war es Jonas „Wie cool ist dieser Typ eigentlich“ Ott, der in der Abwehr den wichtigen Ball erkämpfte, welchen Riegl mit der nächsten Strafwurf-Rakete nach regelwidrig vereitelter Becher-Aktion am Kreis zum 22:20 vollendete. Rückhalt Weissinger steuerte die nächste superbe Parade bei, machte die harzfreie Kugel schnell und so war es By Chan, welcher durch einen Konter die erste Drei-Tore-Führung für die Zweite erstritt. Zehn Minuten vor dem Ende führte die heimische HSG so mit drei Treffern und im Gegensatz zum Hinspiel, als man sich noch ohne Gegenwehr mit 15 Toren Unterschied geschlagen geben musste, bog man in diesem Moment auf die Siegerstraße ein. Unglücklicherweise blieb Ermstals Rückhalt Rubitzko im Tor nach Hummels „Gib mir den Ball, ich tank mich durch“-Aktion zum 24:21 (51. Minute) mit Verdacht auf erneuten Kreuzbandriss liegen. Gute Besserung und toi toi toi ins Ermstal an dieser Stelle.
Ganze fünf Minuten benötigen beide Teams, um sich von dieser Szene zu erholen. Als dann Thierwald aber per Schlagwurf 130 Sekunden vor Schluss mit dem 25:22 die Uracher Wasserfälle trockenlegte und Weissinger darauf die nächste Parade beisteuerte, kehrte die Gewissheit des Sieges ein. Karpischek zückte 43 Sekunden vor dem Ende noch seine letzte Auszeit und als Martin mit seinem zweiten Treffer das 26:23 abvesperte, war die Messe gelesen. Dass die Gäste bis zum Ende noch auf 26:25 aufschließen konnten, lag nur daran, dass die HSG mehr mit Jubel als mit Abwehr beschäftigt war.
Durch diese immens wichtigen zwei Punkte pirscht sich die Zweite wieder auf den 8. Tabellenplatz vor und überholt Weilheim und Stuttgart. Im Tabellenkeller geht’s eng wie in einer Sardinenbüchse zu, da kann jeder Punkt entscheidend sein!
Es spielten:Weissinger (31. – 60.), Griffith (1. – 30.);
Riegl (5/5), Reimann, Thierwald (3), Rohse, By Chan (1), Hummel (5), Martin (2), Becher (4), Conrad, Reck (4), Ott, Mauch (2).
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