Am Freitagabend herrschte auf dem Raichberg Verwirrung pur: Die HSG gastierte offiziell in der eigenen Halle und schrieb Geschichte, indem sie als erste Mannschaft der Saison Punkte aus Ebersbach entführte – ausgerechnet nach Ebersbach. Klingt paradox? Verständlich! Aufgrund einer Hallendoppelbelegung wurde das Heimspiel des TSV Grabenstetten in der Ebersbacher Raichberghalle ausgetragen. So fühlte sich der Erfolg zwar heimisch an, war offiziell jedoch ein „Auswärtssieg“. Die HSG-Mädels mussten jedenfalls keine lange Anreise antreten. Trotz des krankheitsbedingten Ausfalls von Anni Schuster zeigte die Mannschaft eine kämpferische Leistung und holte zwei wertvolle Punkte. „Haben ist besser als brauchen“ – eine alte schwäbische Weisheit, die sich wieder einmal bewahrheitet hat.
Die Partie begann temporeich: Nach zwei sehenswerten Toren der HSG eröffnete der TSV Grabenstetten sein Spiel – vor allem durch Siebenmeter, insgesamt unglaubliche 14 im Spielverlauf. Die HSG hätte früh deutlicher in Führung gehen können, scheiterte aber oft an riskanten Pässen statt sicherer Lösungen. „Für das Eintrittsgeld muss ja auch etwas geboten werden“, schien die Devise zu sein. Der TSV blieb dank seiner Strafwürfe im Spiel. Nach zwölf fahrigen Minuten zog HSG-Coach Kevin Krapf die grüne Karte. Die Marschroute: vorne die Spielzüge durchspielen, hinten die Abwehr stabilisieren – kein Hexenwerk, aber entscheidend, um an diesem Abend zu punkten. Eine kuriose Unterbrechung wegen eines Zeitunterschieds zwischen Hallenuhr und Laptop sorgte für Stirnrunzeln. „Was ist da denn los? Bei uns zu Hause wäre das nicht passiert“, murmelten die Fans. Doch das Chaos blieb nicht das einzige Problem. Defensiv offenbarte die HSG riesige Lücken, die die Grabenstettenerinnen dankend nutzten und sich so bis zur Halbzeit sechs ihrer Siebenmeter sicherten. Beim Stand von 11:11 ging es in die Pause.
Nach dem Wiederanpfiff durfte die HSG nicht den Fehler der letzten Wochen wiederholen: Den Start verschlafen und in Rückstand geraten. Doch auch Grabenstetten hatte sich gut eingestellt, spielte in der Abwehr konzentrierter und erschwerte das HSG-Positionsspiel. Die einzige Konstante blieben die Zwei-Minuten-Strafen – gleichmäßig verteilt. Doch die HSG machte sich das Leben erneut selbst schwer: Mit Fehlern und Missverständnissen geriet man 15:19 in Rückstand, elf Minuten waren ungenutzt verstrichen. Kevin Krapf zog ein weiteres Mal die Auszeitkarte. Jetzt mussten alle Register gezogen werden.
Angeführt von Anna Karpischek auf der Mitte, der flinken Leni Dannemann auf Außen und der durchsetzungsstarken Leonie Vögl am Kreis zeigte die HSG eine beeindruckende Schlussphase. Aus einem Vier-Tore-Rückstand wurde ein Gleichstand, aus Frust wurde Kampfgeist. In der Abwehr arbeiteten Melanie Aurenz und Anna Karpischek leidenschaftlich und stopften die Lücken mit aller Härte. Vier Minuten vor Schluss gelang der Ausgleich und kurz drauf die ein-Tore-Führung – Spannung pur.
Viel Zeit zum Jubeln blieb nicht, denn es hagelte direkt die nächste Zeitstrafe und man musste das Spiel in Unterzahl beenden. In solchen Schlussphasen werden Helden geboren: Unfassbar stark verteidigte man die knappe Führung, doch Grabenstetten bekam noch einen Siebenmeter zugesprochen, den 14. an diesem Abend. 21 Sekunden vor dem Ende nahm die HSG ihre letzte Auszeit. "Verliert jetzt nur nicht den blöden Ball" - von verwerfen war da doch keine Rede. Nach Kontakt mit der gegnerischen Torhüterin rollte der Ball über die Auslinie, Einwurf für die HSG. Noch knapp 10 Sekunden auf der Uhr: Geistesgegenwärtig lief unsere ehemalige Spielerin Leonie Pfister dem Ball nach und brachte ihn zum Einwurf. So hatte man noch die Chance auf einen Torwurf. Mara Weiler findet Leonie Vögl am Kreis, spielt einen eigentlich verbotenen Pass und TOOOOOOOOR! In letzter Sekunde entscheidet die HSG noch das Spiel für sich.
Ein großes Dankeschön an die knapp 60 Fans, die an diesem Abend dabei waren und für Stimmung sorgten. Der Tumult am Spielfeldrand war Grabenstettener Manier, aber beim nächsten Mal gibt es wieder eine Tribüne – versprochen!
Es spielten: M. Schiffner, C. Findeis; S. Babschanik, J. Wieland (1), K. Niederberger (4/4), L. Vögl (4), N. Mayer, L. Principe, L. Mach, M. Aurenz (5), A. Karpischek (3), L. Wieland, L. Dannenmann (8), M. Weiler (1).