HSG zahlt Lehrgeld
- louisamach
- 17. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Als Mannschaft muss man den sprichwörtlichen Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen – nur leider haben über lange Strecken entweder nur die Abwehr oder nur der Angriff bei der HSG gezogen. Bei bestem Willen kommt kein Karren der Welt mit dieser Achseneinstellung voran. So musste man auch beim deutlich erfahreneren TSV Denkendorf 2 ordentlich einstecken und die entsprechenden Lehren für die verbleibenden Spiele in diesem Jahr ziehen.
Die HSG-Mädels starteten vielversprechend ins Spiel: Neben einem sauberen Kreisanspiel und der anschließenden Verwertung durch Kathrin Niederberger sowie einer kompakten Abwehrarbeit hatte man die Gäste aus Denkendorf zunächst gut im Griff. Auch Sabrina Baumann brillierte im Tor und zeigte einmal mehr ihre Klasse. Getrübt wurden diese guten Anfangsminuten nur durch die eigene, früh aufkommende Hektik. Schnell ließ man sich davon anstecken und verwarf, als gäbe es für die Hallenwand kein Morgen. Immer wieder konnte man mit den Gästen zwar gleichziehen und trotz zerfahrener Angriffe die nötige Ruhe bewahren, um den Ball letztlich doch im gegnerischen Tor unterzubringen. Nach einer ersten Auszeit jedoch lief erst einmal gar nichts mehr: In der Abwehr herrschte Tag der offenen Tür, während vorne fast jeder Ball zum Kanonenfutter erkoren wurde. Erst Melanie Aurenz, nach langer Verletzungspause endlich zurück, brach mit ihrer individuellen Klasse die fünfminütige Torflaute und erzielte das sechste Tor. Danach erwachte auch der Rest der HSG-Mädels aus dem Schönheitsschlaf und kämpfte sich Tor um Tor zurück ins Spiel. Die Abwehr stabilisierte sich; im Angriff half teilweise mehr Glück als Verstand – vielleicht auch bedingt durch die kuriose Phase zwischen Minute 25 und 28, in der es fünf Zeitstrafen hagelte. Nichtsdestotrotz konnte Melanie Aurenz per Doppelschlag zum 11:12-Halbzeitstand nachlegen.
Man muss sich manchmal schon fragen, was in einer Halbzeitansprache tatsächlich im Kopf ankommt. Sicherlich nicht: „Bitte jetzt das Handballspielen einstellen, nur noch technische Fehler machen, nicht mehr bewegen und die Körpersprache auf Kätzchenniveau herunterfahren.“ Doch genau so muss sich das Kopfkino abgespielt haben, denn augenscheinlich war die Mannschaft wie ausgewechselt, leider im negativen Sinn. Während man ideenlos in der körperlich überlegenen Abwehr des Gegners stochert und ständig mit Zeitspiel bestraft wird, schafft man es kaum noch, rechtzeitig zurückzulaufen. Die Folge: Kontertore im Minutentakt sowie Treffer über die gut eingespielte Achse zwischen Rückraum und Kreis. Vor allem in der Abwehr fehlte jede Sortierung: Während der Ball schon auf die eine Seite verlagert wurde, schlief man auf der anderen – das Ergebnis lässt sich anhand der Torfolge leicht erkennen. Nach acht Minuten im zweiten Durchgang lag man vier Treffer zurück, eigentlich noch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Doch manchmal spürt man, dass an diesem Tag einfach nichts mehr zu holen ist. Während Sabrina Baumann im Tor über 45 Minuten als Einzelkämpferin die HSG im Spiel hielt, war irgendwann auch für sie Zeit zu wechseln. Am Ende betrieb man noch Ergebniskosmetik und bleibt dennoch mit der Frage zurück, welche Schlüsse man aus diesem Spiel zieht.
Ein verlorenes Spiel ist kein Problem, zwei sind nicht besorgniserregend, aber drei Niederlagen in dieser Art bilden ein Muster, das durchbrochen werden muss. Vielleicht war der November bislang einfach nicht der Monat der HSG; vielleicht wäre das aber auch nur eine bequeme Ausrede. Fakt ist: Wenn man das Jahr mit mehr Plus- als Minuspunkten beenden möchte, braucht es in den nächsten Wochen mehr Konsequenz im Training, gemeinsames Ziehen an einem Strang und individuelle Nachjustierungen an einigen Positionen. Auch mental und motivatorisch wartet auf diese deutlich verjüngte Mannschaft noch Arbeit.
Doch genau darin liegt auch die Chance: Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie Tempo, Spielfreude und Qualität in sich trägt – jetzt gilt es, diese Anlagen über 60 Minuten abzurufen. Jede Spielerin kann den Unterschied machen, wenn sie mutig bleibt, klar in ihren Aktionen ist und der Nebenfrau vertraut. Mit dieser Energie und der Lernbereitschaft aus drei schweren Spielen kann die HSG gestärkt in die nächsten Partien gehen. Die Richtung ist klar: Kopf hoch, Krone richten, Ärmel hochkrempeln – und gemeinsam den Mistkarren aus dem Dreck ziehen!
Es spielten: P. Müller, S. Baumann; S. Babschanik (2), J. Wieland (1), K. Niederberger (5/3), L. Principe (1), V. Hadyk, L. Mach, M. Aurenz (4), A. Karpischek (2), L. Beutel, L. Wieland (2), J. Stahl, N. Häderle (1), M. Weiler (5), T. Hayvali.
