Als Routinier Martin fünf Sekunden vor dem Schlusspfiff zur einzigen Führung in der zweiten Hälfte traf, brachen alle Dämme. Mit 25:24 gewann die Zweite im richtungsweisenden Spiel gegen den tus Stuttgart 2 und holte damit den ersten Sieg.
M-KLA
HSG Ebersbach/Bünzwangen 2 - tus Stuttgart 2
25:24 (11:14)
Mit voller Bank und dem zuletzt schwerlich vermissten Kampfgeist gingen die Filsbuben ans Werk. Viel hatte man sich vorgenommen und an die gezeigten Leistungen gegen Filderstadt wollte man anknüpfen. Aber bereits die ersten Minuten wirkte man ob des Drucks gehemmt. Zwei unvorbereitete Würfe landeten beim Gegner. Griffith im Tor zeigte jedoch seine beste Saisonleistung und Becher war am Kreis kaum zu stoppen, weswegen man dennoch mit zwei Treffern in Führung gehen konnte. Stuttgart glich daraufhin durch ihren besten und de facto einzigen Rückraumschützen Finn Weirich aber nicht nur aus, sondern ging in der siebten Minute selbst in Führung. Thierwald fand beim Ausgleich allerdings nun endlich die richtige Lücke und zwei weitere Becher-Treffer später stand es 5:3. Es war eine enge weil vor allen Dingen verkrampfte Partie von beiden Mannschaften, bei denen sich hauptsächlich die Torhüter auszeichnen konnten. So war es nur folgerichtig, dass Griffith auch einen Strafwurf parierte. Die Abwehrketten arbeiteten eigentlich solide, aber immer wieder waren es viel zu einfache Fehler, die zu Wurfgelegenheiten führten. Beim 7:5 traf Martin, beim 9:7 Rohse, aber immer wieder kam der tus zurück und glich aus. Am effektivsten stellte sich bei Ebersbach das Kreisläuferspiel heraus, denn mit dem 10:8 durch Heimsch (23. Minute) erzielte die HSG die Hälfte ihrer Treffer über diese Position. Zwei technische Fehler später fing man sich aber wieder den Ausgleich ein und Karpischek bat zum Team-Time-out. Wie in Trance agierte man nach der Verschnaufpause, während die Degerlocher ihre beste Phase einläuteten. Mit vier haarsträubenden Aktionen wurde Stuttgart regelrecht zum Torewerfen eingeladen und die aktuelle Tabellensituation der HSG mehr als deutlich aufgezeigt. Völlig kopfloses Angriffsspiel gepaart mit stümperhaftem Abwehrverhalten ließ die HSG-Bank verstummen. Hätte Thierwald nicht noch wenigstens seinen zweiten Treffer beisteuern können, man hätte dem Gegner einen 6:0-Lauf vor der Pause gewährt. So leuchtete ein beinahe schmeichelhaftes 11:14 an der Anzeigetafel.
Parallelen zur Filderstadt-Partie wurden deutlich, denn auch letzte Woche konnte der Gegner eine Schwächephase der Filsbuben gnadenlos ausnutzen. Aber während man letzte Woche noch mit leeren Händen den Nachhauseweg antreten musste, hatte man dieses Mal das bessere Ende für sich.
Trotz guter Leistungen machte Griffith für Fischer im Kasten Platz. Dessen „Ich war nur mit den letzten fünf Minuten mit meiner Leistung zufrieden“ kann gewiss nicht ganz ernst gemeint sein, denn Fischer musste in Halbzeit zwei nur zehn Gegentreffer hinnehmen und legte somit den Grundstein für die Verifizierung der alten Weisheit, wo die Ente kackt – nämlich hinten!
Bis dahin war es aber ein hartes Stück Arbeit für die HSG, bei der sich nun ganz besonders die jungen und schnellen Wilden um Rohse, By Chan und vor allen Dingen Jonas Ott in seinem ersten Männerspiel auszeichneten. Zunächst aber hielt der tus den Vorsprung bei vier Toren (13:17, 33. Minute). In Unterzahl war es dann mit Ott der Jüngste, der den 16:17-Anschluss herstellte und somit den Kampfgeist in der HSG erneut entfachte. Jedoch blieb die Quote an technischen Fehlern im Angriff weiterhin hoch. Fischers Paraden und Treffer durch Becher und Passauer hielten Ebersbach gleichwohl auf Tuchfühlung, aber erst Heimschs 19:19 (45. Minute) zwang den Gegner mit dem ersten Ausgleich seit der 24. Minute zur Auszeit. Und wieder stümperte die HSG nach dem Time-out, während Stuttgart binnen zwei Minuten auf 19:22 stellte. Passauer und Becher mit Treffer sechs und sieben hielten ihre Farben aber im Spiel. In die letzten fünf Minuten ging man mit einer 22:24-Hypothek. Doch Fischer nagelte seinen Kasten nun zu und gewährte dem Gegner trotz zwischenzeitlicher Überzahl kein Glücksgefühl mehr. Im Angriff drehte zudem Martin mit all seiner Routine auf und rettete den HSG-Happy-Hippos den Popo. So erzielte er nicht nur in der 57. Minute den umjubelten Ausgleich zum 24:24. Die ganze Bank sprang bei noch 40 zu spielenden Sekunden auf, als Martins Rückhandwurf zum Führungstreffer einschlug. Weil aber Karpischek Millisekunden zuvor die Auszeit-Karte gezückt hatte, zählte der Treffer nicht. Es war ein regelrechter Krimi. Gleich zwei Würfe wehrte Stuttgarts Keeper Tobias Maier ab, aber beide Male konnte die HSG den Ballbesitz behaupten. Dann nahm sich Martin sechs Sekunden vor dem Ende ein Herz und vollendete zum 25:24. Stuttgart warf ein letztes Mal alles mit Vollgas nach vorne, aber Fischer zementierte die Punkte auf Ebersbacher Gemarkung.
Das war nichts für schwache Nerven! Aber danach fragt am Ende niemand mehr. Wichtig ist, dass die HSG Moral bewies und bis zum Schluss an sich glaubte.
Es spielten: Griffith, Fischer; Passauer (2), Heimsch (3), Schweiger, Thierwald (5), Rohse (2), By Chan (2), Martin (3), Kissling, Becher (7), Reck, Ott (1), Moller.